Western Digital: Quartalszahlen am Wendepunkt und CEO gesucht

Michael Günsch
20 Kommentare
Western Digital: Quartalszahlen am Wendepunkt und CEO gesucht
Bild: Western Digital

Etwas besser als im vorherigen Quartal, aber deutlich schlechter als im Vorjahr fallen die jüngsten Quartalszahlen von Western Digital aus. Bei 4,04 Milliarden US-Dollar Umsatz konnte die Verlustzone nicht verlassen werden. Der CEO sieht den zyklischen Tiefpunkt der Flash-Branche überstanden, kündigte aber seinen Rücktritt an.

CEO Milligan sieht Flash-Tiefpunkt überstanden

Steve Milligan (Titelbild), der seit Januar 2013 als CEO den Speicherhersteller Western Digital leitet, sprach von einem guten Start für das Geschäftsjahr 2020, dessen erstes Quartal am 4. Oktober des Kalenderjahres 2019 endete. Laut Milligan sei der Tiefpunkt für die Flash-Speicher-Branche nun passiert, die mit massiv gefallenen Speicherpreisen durch das weltweite Überangebot zu kämpfen hatte. Mit seinem „breiten und wachsenden Produktportfolio“ sei Western Digital gut aufgestellt, um „von den langfristigen Triebkräften hinter dem Wachstum und dem Wert von Daten zu profitieren“, so Milligan.

Trotz jüngster Umsatzsteigerung mehr Minus

Gegenüber dem vorherigen Quartal konnte Western Digital den Umsatz von rund 3,6 auf 4,0 Milliarden US-Dollar steigern. Doch mit einem Minus von 276 Millionen US-Dollar fiel der Verlust noch höher aus. Weitaus gravierender ist der Unterschied zum gleichen Vorjahreszeitraum, in dem auch dank höherer Flash-Speicherpreise noch Gewinne eingefahren wurden: Im ersten Quartal des Fiskaljahres 2019 vermeldete der Hersteller noch 511 Millionen US-Dollar Gewinn bei 5,0 Milliarden US-Dollar Umsatz.

Quartalsergebnisse Western Digital (Fiskaljahr)
-1.0004001.8003.2004.6006.000Millionen US-Dollar 3Q 20094Q 20091Q 20102Q 20103Q 20104Q 20101Q 20112Q 20113Q 20114Q 20111Q 20122Q 20123Q 20124Q 20121Q 20132Q 20133Q 20134Q 20131Q 20142Q 20143Q 20144Q 20141Q 20152Q 20153Q 20154Q 20151Q 20162Q 20163Q 20164Q 20161Q 20172Q 20173Q 20174Q 20171Q 20182Q 20183Q 20184Q 20181Q 20192Q 20193Q 20194Q 20191Q 2020

Milligan bleibt, bis neuer CEO gefunden wurde

Für die zyklische Preisentwicklung bei Speicherchips, die oft als Schweinezyklus betitelt wird, kann der CEO wenig. Die Gründe für seinen Rücktritt zur Zeit des von ihm skizzierten Aufschwungs bleiben im Verborgenen. Während Western Digital auch mit Hilfe eines Dienstleisters nach einem Nachfolger sucht, werde Milligan zunächst weiter als CEO fungieren und nach dessen Ernennung dem Unternehmen weiterhin beratend zur Seite stehen.

Vom HDD-Marktführer zum Storage Leader ...

Unter Steve Milligan hat sich Western Digital vom führenden Festplattenhersteller (HDD) zu einem „Storage Leader“ entwickelt, indem mit der 19 Milliarden US-Dollar schweren Übernahme von SanDisk ein großer, mutiger, aber logischer Schritt auf das Parkett mit der zukunftsträchtigeren Speichertechnik NAND-Flash und darauf basierenden SSDs gewagt wurde. Mit SanDisk wurde auch die Partnerschaft mit Kioxia (vormals Toshiba Memory) erworben, gemeinsam bilden Western Digital und Kioxia den aktuell zweitgrößten NAND-Flash-Hersteller der Welt hinter Samsung.

... dennoch schwach an der Börse

Dennoch blieb bisher der große finanzielle Erfolg aus, was bei einem börsennotierten Unternehmen für Druck seitens der Anleger sorgt. Im ersten Halbjahr 2015 hatte die Aktie von Western Digital noch einen Wert von über 90 Euro. Mit Hinblick auf die hohen Kosten für den Kauf von SanDisk war der Kurs im Mai 2016 auf unter 35 Euro gefallen, erholte sich in den kommenden Jahren zwar deutlich, doch wurde der Wert vor der Übernahme bisher nicht wieder erreicht. Aktuell notiert Western Digital bei knapp 47 Euro. Nach der Ankündigung der jüngsten Quartalszahlen und des bevorstehenden Rücktritts des CEO hatte der Kurs erneut deutlich nachgegeben.

Aktienkurse von Western Digital in den letzten 5 Jahren
Aktienkurse von Western Digital in den letzten 5 Jahren (Bild: Google)

HDD-Sparte stark, Flash schwach

Während Western Digital im jüngsten Quartal mit Flash-Produkten nur rund 1,6 Milliarden US-Dollar einnahm und damit rund 900 Millionen US-Dollar weniger Umsatz generierte als vor einem Jahr, lief es beim HDD-Geschäft deutlich besser. Rund 2,4 Milliarden US-Dollar Umsatz sind von den knapp 2,5 Milliarden US-Dollar aus dem Vorjahr nicht weit entfernt. Zwar wurden nur 29,3 Millionen Festplatten statt 34,1 Millionen im Vorjahr verkauft, doch stieg der durchschnittliche Verkaufspreis von 72 US-Dollar auf 81 US-Dollar.

Umsatzentwicklung bei Flash und HDD
Umsatzentwicklung bei Flash und HDD (Bild: Western Digital)
Einnahmen im Detail, inklusive HDD-Absatzzahlen
Einnahmen im Detail, inklusive HDD-Absatzzahlen (Bild: Western Digital)

Das spiegelt auch den aktuellen Trend am Markt wider: Für Server-HDDs mit hoher Speicherkapazität und entsprechenden Preisen ist die Nachfrage weiterhin gegeben, während HDDs bei Client-Systemen immer weniger zum Einsatz kommen und von SSDs verdrängt werden. Durch immer günstiger werdenden Flash-Speicher wird aber auch die Luft für Enterprise-HDDs allmählich dünner.

Im laufenden Quartal will Western Digital Samples der ersten HDDs mit 18 TB und 20 TB Speicherkapazität ausliefern und diese im kommenden Jahr auf den Markt bringen. Auch Konkurrent Seagate will 2020 auf 20 TB erhöhen.