NIS macht FSR Konkurrenz: Nvidias eigenes Spatial Upscaling mit offenem SDK

Wolfgang Andermahr
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NIS macht FSR Konkurrenz: Nvidias eigenes Spatial Upscaling mit offenem SDK
Bild: Nvidia

Nvidia bietet mit DLSS (Test) temporales Upscaling inklusive KI-Unterstützung an. Nun kommt eine zweite, qualitativ unterlegene Variante hinzu, die ein direkter Gegenspieler zu AMDs Konkurrenztechnologie FidelityFX Super Resolution (Test) ist: Auch Nvidia präsentiert mit NIS einen Spatial Upscaler, der offen ist.

Nvidia DLSS vs. Spatial Upscaling (analog FSR)

DLSS nutzt als temporales Verfahren Informationen aus bereits fertig gerenderten Frames für eine bessere Bildqualität inklusive rekonstruierter Details im aktuellen Frame. Das neue Upscaling als Spatial-Verfahren konzentriert sich dagegen wie FSR einzig und alleine auf den hochzuskalierenden Frame – es werden keinerlei Informationen aus vorherigen Bildern genutzt, daher können keine Details rekonstruiert oder die Bildstabilität verbessert werden. Dafür hat Spatial Upscaling den Vorteil, dass es weniger bis gar nicht zu Bildfehlern neigt. Darüber hinaus wird die Variante (bei Software-Unterstützung) auf sämtlichen Grafikkarten lauffähig sein, also ebenso auf Radeon- und Intel-GPUs funktionieren. Auch Betriebssysteme abseits von Windows werden unterstützt. Auch die Integration im Spiel sei einfacher, erklärt der Hersteller.

Ab sofort per Treiber erzwingbar, alternativ demnächst im Spiel

Den Anfang macht Nvidia aber erst einmal selbst. Das neue Spatial Upscaling, bei dem es sich um einen 6-tap Filter mit vierfach direktionalem Scaling handelt, kann manuell unter der Bezeichnung „Nvidia Image Scaling“ (NIS) entweder im Treibermenü oder in GeForce Experience aktiviert und damit einem Spiel aufgezwungen werden. Theoretisch ist das Upscaling damit ab sofort in jedem Spiel nutzbar. Als einstellbare Auflösungen werden wahlweise 85, 77, 66, 59 und 50 Prozent angeboten, was zumindest teilweise den von AMD FSR angebotenen Auflösungen entspricht.

Der Weg über den Treiber soll aber nur der Anfang sein, denn Spielentwicklern wird es darüber hinaus möglich sein, das Spatial Upscaling ins eigene Spiel zu integrieren und es dann im Grafikmenü anzubieten. Dann können auch Radeon- und Intel-GPUs das Upscaling nutzen. Um das zu erleichtern, wird es – anders als bei DLSS, aber genauso wie bei FSR – ein Open-Source-SDK geben.

Spatial Upscaling bei AMD und Nvidia im Auflösungsvergleich
Preset Auflösung
Nvidia Spatial
Auflösung
AMD FSR
Zielauflösung: 3.840 × 2.160
Stufe 1 3.264 × 1.836 2.954 × 1.662
Stufe 2 2.954 × 1.662 2.560 × 1.440
Stufe 3 2.560 × 1.440 2.259 × 1.270
Stufe 4 2.265 × 1.274 X
Stufe 5 1.920 × 1.080 1.920 × 1.080
Zielauflösung: 2.560 × 1.440
Stufe 1 2.176 × 1.224 1.970 × 1.108
Stufe 2 1.970 × 1.108 1.706 × 960
Stufe 3 1.706 × 960 1.506 × 847
Stufe 4 1.510 × 850 X
Stufe 5 1.280 × 720 1.280 × 720

Nvidia sieht sich qualitativ vor AMD FSR

ComputerBase hat bis jetzt noch keine eigenen Qualitätsanalysen des Spatial Upscalers durchgeführt. Laut Nvidia soll er logischerweise nicht an DLSS heranreichen können, allerdings AMDs FSR überlegen sein. Auch Nvidias Variante arbeitet immer in Kombination mit dem hauseigenen Schärfefilter, wobei dieser frei nach den eigenen Wünschen konfigurierbar sein wird. Das Scaling und das Nachschärfen findet im selben Render-Pass statt, was eine gute Performance ermöglichen soll.

Qualitätsanalysen nur über Umwege

Für die Analyse der Bildqualität hat der Ansatz aktuell allerdings noch einen Nachteil. Weil das Scaling im Alleingang von der GPU durchgeführt wird und das Spiel davon nichts mitbekommt, kann das Upscaling derzeit nicht auf Screenshots und Videos erfasst werden, die das Bildsignal zu früh in der Rendering-Pipeline abgreifen. Um das Resultat nicht nur auf dem Display, sondern später auch im Detail begutachten zu können, bedarf es bei Videos aktuell noch einer externen Video-Capturing-Lösung. Bei Screenshots gibt es hingegen schon einen anderen Weg. Nvidia hat GeForce Experience so angepasst, dass darüber erstellte Screenshots das Upscaling zeigen können. Videos werden erst zu einem späteren Zeitpunkt möglich sein. Andere Software-Lösungen können den Effekt zurzeit überhaupt nicht aufnehmen. Wenn das Spatial Upscaling später in Spiel integriert sein wird, sollten auch herkömmliche Capturing-Tools den Effekt auffangen können.

So neu ist das Verfahren gar nicht

So neu, wie es die heutige Vorstellung nahelegt, ist Nvidias Spatial Upscaling allerdings gar nicht. Es konnte über GeForce Experience bereits früher aktiviert werden. Allerdings war die Option sehr gut versteckt. Nun wird sie deutlich sichtbarer platziert und auch offensiv damit geworben. Zudem soll die Qualität bei der aktuellen Umsetzung leicht verbessert worden sein, ohne das der Ansatz in der Basis angefasst wurde.

Auch DLSS bekommt ein Update

Parallel zum Spartial Upscaling hat Nvidia auch eine kleine Neuigkeit zu DLSS zu verkünden. In einigen Spielen hatte sich zuletzt bereits das KI-Upsampling in der Version 2.3 eingefunden, die mit dem so genannten „Verschmieren“ weniger Probleme haben soll. Mit DLSS neigten feine Objekte traditionell dazu, in Bewegung einen Nachzieheffekt zu zeigen, der mit DLSS 2.3 deutlich reduziert sein soll. Nicht nur neue Spiele sollen mit der Version ausgeliefert werden, auch einige alte Titel werden das Update erhalten - darunter Cyberpunk 2077 und Doom Eternal.

Mit Nvidia ICAT sollen Videoaufnahmen deutlich einfacher werden

Für die meisten Spieler uninteressant, für ComputerBase und einige Bildqualitäts-Fetischisten dagegen umso interessanter ist ein neues, von Nvidia frei verfügbar gemachtes Tool namens ICAT, was für „Image Comparison & Analysis Tool“ steht. Mit Hilfe dieses Tools soll es laut Nvidia deutlich einfacher als bis jetzt sein, Videos für Bildqualitätsvergleiche zu erstellen – wer das bereits gemacht hat, weiß, was für ein manueller Aufwand dahintersteckt.

Die einzelnen Videos müssen weiterhin separat aufgenommen werden, mit Hilfe von ICAT soll es dann aber einfach möglich sein, maximal bis zu 4 Videos (oder auch Screenshots) als Side-by-Side oder A/B-Vergleich inklusive Slider oder Zoom miteinander zu vergleichen. Die Synchronisation der Videos soll ebenfalls einfach möglich sein.

Nvidia ICAT zur Analyse
Nvidia ICAT zur Analyse (Bild: Nvidia)

Neuer GeForce-Treiber und ICAT zum Download

Nvidia ICAT soll noch heute für jedermann zum Download bereitstehen. Auch der für das Spatial Upscaling notwendige GeForce-Treiber ist ab heute verfügbar.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Nvidia unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.