Kontaktverfolgung: Luca-App will zum digitalen Bezahldienst werden

Andreas Frischholz
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Kontaktverfolgung: Luca-App will zum digitalen Bezahldienst werden
Bild: neXenio

Bei der Kontaktnachverfolgung nähert sich die Luca-App dem Ende, viele Bundesländer verlängern den Vertrag nicht. Die Betreiber planen daher bereits den Umstieg. Künftig soll die App sich zu einem Bezahldienst für die Gastronomie entwickeln.

Dass die App um eine ID-Lösung und Bezahldienste erweitert wird, kündigte die Betreiberfirma Culture4Life heute an. Der Bezahldienst soll vor allem günstiger sein als die bereits auf dem Markt vertretenen Anbieter. Und bei der ID will Luca die Kontrollen für das Service-Personal in Gastronomie- und Kulturbetrieben erleichtern. Der Plan: Nutzer sollen den Personalausweis lokal auf dem Smartphone speichern und in einer Partner-App verifizieren. Somit könnten Luca-Nutzer künftig gleichzeitig den Impfnachweis vorzeigen und ihre Identität nachweisen.

Bei der Kontaktnachverfolgung bleibt es bei dem neuen Geschäftsmodell, das vor kurzem angekündigt wurde. Demnach bleibt die technische Infrastruktur bestehen, Gesundheitsämter könnten dann auf monatlicher Basis den Service buchen, wenn es lokale Ausbrüche gebe – und die Ämter auf die App zurückgreifen wollen.

Weitere Bundesländer steigen aus

Derzeit sieht es aber weniger danach aus. Immer mehr Bundesländer verkünden, die Verträge mit der Betreiberfirma nicht über den März hinaus zu verlängern. „Wir haben Kosten und Nutzen gegeneinander abgewogen und sind letztlich zu dem Schluss gekommen, dass wir die Zusammenarbeit über Ende März 2022 hinaus nicht fortsetzen werden“, sagte etwa Hessens Gesundheitsminister Kai Klose.

Neben Hessen kündigten zuletzt Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Saarland und Bremen den Ausstieg an. In Brandenburg sei eine Kündigung absehbar, berichtete zuletzt Netzpolitik.org. Auch in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz stehen die Zeichen tendenziell eher auf einem Kündigen der Verträge, Hamburg bekennt sich derweil zum neuen Luca-Geschäftsmodell und will nicht kündigen.

Die Luca-App verzeichnet laut Angaben der Entwickler rund 40 Millionen registrierte Nutzer. Selbst wenn die App nicht mehr auf allen Geräten läuft, ist das eine Nutzerbasis, die man offenbar nicht ohne Weiteres aufgeben will. Allerdings stellen die Luca-Entwickler klar: Für die Daten der Nutzer ändert sich vorerst nichts, die seien zweckgebunden an die Kontaktnachverfolgung. „Luca hat dafür keine andere Verwendung und auch gar keinen Zugriff“, so die Entwickler in der offiziellen Mitteilung.

Datenschutzaktivisten empfehlen das Löschen der Luca-App

Datenschutzaktivisten empfehlen derweil, die Luca-App vollständig zu löschen. Umstritten war die Luca-App ohnehin von Anfang an wegen Sicherheitslücken und konzeptuellen Schwächen. Eine zentrale Datenspeicherung kann – im Gegensatz zum dezentralen Ansatz bei der Corona-Warn-App – demnach zum Missbrauch führen, wie etwa die Fälle in Mainz verdeutlichen. Hinzu kam der überschaubare Nutzen für die Gesundheitsämter. Mittlerweile sind diese aber auch so überlastet, dass die die Daten nicht mehr abrufen können.

Ein Tipp der Sicherheitsexperten bei der Deinstallation: Zunächst den Luca-Account löschen, sodass auch die persönlichen Daten alle entfernt werden.