Bundesbank-Präsident: Soziale Medien können zu „Bank-runs“ beitragen

Andreas Frischholz
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Bundesbank-Präsident: Soziale Medien können zu „Bank-runs“ beitragen
Bild: Deutsche Bundesbank/Walter Vorjohann

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel warnt vor den Risiken für das Bankensystem durch soziale Medien. Diese könnten zu einem „Bank-run“ – also einem Bankansturm – beitragen, wie es der Fall der Silicon Valley Bank gezeigt habe, erklärte er im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Als die Silicon Valley Bank im Frühjahr kollabierte, machten Berichte über WhatsApp-Gruppen die Runde, in denen sich Kunden und Anleger gegenseitig warnten und so den Kollaps beschleunigten. Auch bei der Credit Suisse kursierten Meldungen, dass Plattformen wie Twitter zum Absturz beigetragen haben.

Angesichts der Pleite der Silicon Valley Bank erklärt nun Nagel, dass man schneller werden müsse. Äußerungen in den sozialen Medien hätten seiner Ansicht nach den Bankansturm beschleunigt, zumal er in diesem Kontext auch den Einfluss von Fake News befürchtet. Sein Lösungsvorschlag ist mehr Aufsicht. „Ich habe neulich mit Interesse von meinem Kollegen aus Südkorea gehört, dass dort eine Taskforce der Bankenaufsicht systematisch die sozialen Medien überwacht“, so Nagel zum RND. Auf diese Weise ließen sich Probleme frühzeitig erkennen. Für Europa hält der Präsident der Deutschen Bundesbank ein entsprechendes System daher für empfehlenswert.

Banken schon vorher in Schieflage

Nun waren es nicht die Aktivitäten in sozialen Medien, die den Absturz der Banken verursacht haben. So erklärt auch Nagel, dass diese „Fälle (…) vor allem aus Fehlern in der Geschäftspolitik genau dieser Banken“ resultieren. Bei der Silicon Valley Bank war es – knapp beschrieben – der Kauf von langfristigen Staats- und Hypothekenanleihen in der Niedrigzinsphase, der der Bank zum Verhängnis wurde. Steigende Zinsen und eine schwächelnde Tech-Branche führten dazu, dass Kunden vermehrt ihre Einlagen abzogen, sodass die Bank Anleihen mit massiven Kursverlusten abgeben musste. Und die Probleme bei der Credit Suisse bestanden über Jahre hinweg.

Spannend ist dennoch zu beobachten, wie sich Aktivitäten in sozialen Netzwerken auf die Banken- und Finanzmärkte auswirken. Der populärste Fall bislang bleibt GameStop. In Reddits WallstreetBets-Subforum hatten sich Kleinanleger zusammengeschlossen und die Wetten von Hedgefonds auf einen sinkenden Aktienkurs der GameStop-Kette torpediert.